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100 Jahre Bauhaus haben auch in Eisenhüttenstadt ihre Spuren hinterlassen und waren dem Architekten und Fotografen Martin Maleschka Anregung und Ansporn für die „Wohnmaschine“ schlechthin.
Eisenhüttenstadt (han). „Wohnmaschine“, das klingt irgendwie technisch, künstlich, abstrakt – wirkt auf den ersten Blick abstoßend und anziehend zu gleich. Der Begriff allein macht neugierig und so kamen am vergangenen Wochenende doch zahlreiche Leute, um mit Martin Maleschka in genau diese „Wohnmaschine“ einzutauchen. Die Zutaten dafür, nämlich eine Wohnung kamen von der EWG in der Holzwolle 27, die notwendigen Utensilien nach Baushausstil aus dem Depot des Dokumentationszentrums für Alltagskultur, die Unterstützung mit Filmdokumentation von der 12b der Gesamtschule 3 und die gestalterische Umsetzung in den Farben Blau, Rot, Gelb von Martin Maleschka. Dieser ließ sich durch das Ambiente der Wohnung inspirieren, das er übrigens aus Kinder- und Jugendtagen kannte, weil er dort einmal wohnte und im Innenhof spielte. So bezog er alle Räume ein, gestaltete auf seine Art Bauhausgeschichte und Geschichte einer vergangenen Zeit schlechthin. Gestaltung, Formen und Anordnungen erzählen wiederrum Geschichten und genau das scheint das Anliegen des Künstlers zu sein, der sich mit seiner Idee der Unterstützung von EWG-Chefin Verena Rühr-Bach, der Leiterin des Dokumentationszentrums und Kunstarchives Beeskow Fabienne Nadolni, Kurator Axel Drieschner und Kunsterziehungslehrer Winfried Bellgert sowie den Schülern der 12b sicher sein konnte. Alltagsgegenstände der DDR-Zeit, die mit dem Grundgedanken des Bauhauses von Langlebigkeit und Funktionalität entwickelt wurden, sind auch heute noch in vielen Haushalten zu finden und so schweifen die Gedanken der Besucher unweigerlich in den ganz persönlichen Lebensbereich. Ergänzt werden die farbigen Elemente durch Bilder aus fast 70 Jahren Stahlstadtgeschichte, Küchendesigns und vielen anderen kleinen Accessoires bis hin zur Architektur-Tour durch die Wohnkomplexe Eisenhüttenstadts. Hier wurden wohl nur der erste und ein Teil des zweiten Wohnkomplexes nach den Bauhausrichtlinien errichtet, bei den folgenden dominierte die „Klassische Moderne“. Begeistert waren der Künstler selbst und auch die Schüler der Gesamtschule 3 beim „Stöbern“ im Depot und über die Reichhaltigkeit des Fundus des Dokumentationszentrums an sich. Die Auswahl fiel da nicht leicht, doch der Eröffnungstag zeigte, dass diese bei den Besuchern ankam und sofort zu Gesprächen, Diskussionen und Meinungen führte. So bekam die alte Wohnung vor ihrem Abriss noch einmal Leben eingehaucht und kann nun bis zum 27. Oktober immer sonntags von 13 bis 17 Uhr, sowie nach Voranmeldung unter 0 33 64/ 41 73 55 besichtigt werden. Karten gibt es im Dokumentationszentrum für Alltagskultur der DDR in der Erich-Weinert-Allee 3 in Eisenhüttenstadt. Der fünf minütige Film der Klasse 12b der Gesamtschule 3 war vorerst nur am Eröffnungstag zu sehen und ist gleichzeitig einer von rund 200 Wettbewerbsbeiträgen der Architektenkammer Berlin. Die Auswertung wird im August erfolgen. Über wiederholte Aufführungen des Filmes im Dokumentationszentrum wird nachgedacht.
Fotos: han |